10. Januar 2011


Intervisionsgruppe im Bullingerhaus, Aarau, vom 10. Januar 2011

Rituale

Rituale geben dem Unterricht Struktur. Fördern das Zusammenhalt und die Motivation in der Gruppe. Können die Neugier der Schüler für ein neues Thema wecken und die Bereitschaft zum Lernen sowie die Konzentration begünstigen. Sie sind Strukturierungs- und Orientierungshilfen im Alltag.

Synonyme von Ritual: Brauch, Sitte, Gewohnheit, Tradition, religiöse Handlung, Kult, Überlieferung

Bedeutung von Ritualen:

Signalwirkung: Rituale sind Symbolhandlungen, die von den Beteiligten sofort verstanden werden. Sie wirken auf das Verhalten signalhaft.

Einübung: Rituale müssen schrittweise eingeübt und regelmässig praktiziert werden.

Entlastung: Rituale haben eine entlastende Funktion, weil sie, wenn sie erst einmal bekannt sind, nicht jedes Mal neu eingeführt werden müssen. Die Darbietungsform wird bei häufiger Durchführung vergessen und es findet eine Konzentration auf das Wesentliche statt.

Gemeinschafts- und Konsensbildung: Rituale sind auf Gemeinschaft bezogen und müssen von allen Beteiligten akzeptiert werden. Es ist nötig, sich auch immer wieder die Gefahren der negativen Ritualisierung zu vergegenwärtigen und ein Ritual, sobald es zwanghaft wird, möglicherweise auflösen.

Ganzheitlichkeit : Rituale vermitteln sich nicht nur über Sprache, sondern möchten den ganzen Menschen ansprechen (Kognition - Emotion - Motorik, sowie alle Sinne).

Konzentrationsförderung: Rituale fördern die Konzentration und können zu einer Entspannung in einem hektischen Schulalltag beitragen.

Symbolkraft: Rituale können nicht aufgezwungen werden, sie üben vielmehr durch ihre Symbolkraft selber einen gewissen Zwang aus, so dass man ihnen unwillkürlich folgt.

Dynamik: Rituale können sich im Prozess zwischen Schülerinnen / Schülern und Lehrerinnen / Lehrern (weiter-) entwickeln und verändern.






Arbeit während der Intervision:

Worin besteht nun der Unterschied zwischen Regeln und Ritualen ?
Rituale gehen über Regeln hinaus. Regeln können rational begründet und bis zu einem gewissen Grade erzwungen werden. Rituale sind auf Konsens angelegt und im Unterschied zu Regeln haben sie nicht nur einen rationalen Kern, sondern sie entfalten immer auch eine bestimmte Symbolkraft, zum Beispiel ist ein Morgenkreis nicht nur eine Gesprächsrunde in der Sachinformationen ausgetauscht werden, sondern auch eine symbolische Handlung, die allen Beteiligten Zusammengehörig-keit signalisiert.

Wo überall finden wir Rituale (Alltagsleben, im Leben)?
Brainstorming mit Post its. Wir haben daraus 5 Hauptgruppen ausgewählt welche als Grundstruktur für einen Mind Map dienten:
Familie, Arbeit, Schule, Glaube, Alltag

Zu den Hauptgruppen wurden die einzelnen Rituale aufgezählt.









Wir stellen fest, dass Rituale überall angewendet werden ohne gross darüber nachzudenken. Immer wiederkehrende Abläufe werden geschaffen, diese geben dem ganzen Leben, Alltag Struktur und Halt.

Was wäre wenn wir solche Strukturen nicht hätten?
Es würde Chaos entstehen. Unser System würde zusammenfallen. Wir würden uns nicht mehr zurechtfinden. Dieser Halt ist auch für Kinder während dem Unterricht erforderlich.


Beispiele von Rituale für den Religionsunterricht:

Ratespiel - Galgenmännchen
Jeder Buchstabe wird durch ein Strich ersetzt. Die TN müssen der Reihe nach einen Buchstaben raten, gleich ob Vokal oder Konsonant. Bei jedem korrekt genannten Buchstaben, welches sich wirklich im Satz an der Tafel versteckt, wird der Buchstabe eingesetzt. Bei einem falsch geratenem Buchstaben wird jedes Mal die ausgewählte Figur an der Wandtafel ergänzt. Wählt man z.B. eine Sonne wird vorerst eine Vorlage gemalt welche den TN gezeigt wird. Ist die Sonne vollständig gemalt hat die Gruppe verloren. Je nach Teilnehmerzahl können 2 Gruppen gebildet werden, welche gegeneinander spielen. Regeln können nach belieben hinzugefügt oder geändert werden.
Ein lustiges Spiel. Welches Konzentration und Gruppenzusammenhalt fördert. Jede Gruppe entwickelt eine eigene Strategie.
Es kann am Anfang das Thema der Lektion ansagen oder in der Mitte als Vertiefung dienen. Für den Schluss sorgt es für einen tollen Ausklang.




Hieroglyphen Ratespiel:
Die TN erhalten ein Blatt mit Hieroglyphen. In der unteren Hälfte des Blattes steht das Alphabet. Die TN müssen die Hieroglyphen übersetzen.
Jeder TN arbeitet selbstständig. Mit diesem Spiel werden Konzentration und Raumordnung gefördert. Bei lebhaften Momenten kehrt mit diesem Spiel Ruhe ein.
Es kann zu Verarbeitungszwecke dienen, sowie zum Ankommen und sich sammeln.

Puzzle:
Ein selbst zugeschnittenes Riesen Puzzle aus Filz. Die TN bekommen eine präzise Aufgabe. Je nach Teilnehmerzahl muss der Puzzle eine bestimmte Form bilden oder verschiedene Farbe müssen in Gruppen auftreten etc. Hier ist die Fantasie des Lehrers gefragt.
Ein guter Gruppenzusammenhalt wird geübt aber auch ein „sich einbringen“ von jedem TN. Manchmal verläuft es nicht wie gewünscht und es entwickelt sich eine „Chef-Dynamic“.  Andere Kinder werden benachteiligt. Dann kann über die Übung gesprochen werden resp. über die Missgeschicke. Nach dem Gespräch kann die Übung wiederholt werden mit Aufforderung auf eine gute Zusammenarbeit.
Es fördert Konzentration. Ist eine gute motorische Übung und eine Herausforderung für eine gute Zusammenarbeit.
Als Alternative können die Puzzleteile aus Moosgummi hergestellt werden. Es gibt auch Warenhäuser welche diese anbieten.
Dieses Spiel eignet sich als Einstieg aber auch zum Schluss der Stunde. Es kann als Reserve bei unruhigen Momenten verwendet werden in dem man die Störung thematisiert.

Wollknäuel:
Im Stuhlkreis hält die Leiterin einen Wollknäuel in der Hand. Zuerst erzählt sie z.B. von den gerade vergangenen Ferien. Danach hält sie den Faden fest und wirft den Knäuel einem anderen TN zu. Und so immer weiter bis jeder TN von seinen Ferien erzählen konnte und jeder den Knäuel erhalten hat. Die Übung geht jetzt retour so wie der Faden verläuft. Beim zurückwerfen der Wolle, erzählt der TN mit dem Knäuel  Details von den Ferien des vorherigen TN.
Eine gute Konzentrationsübung welche auch den Gruppenhalt unterstützt. Das Kennenlernen der einzelnen TN wird vertieft.
Ein Spiel für jedes Alter, welcher zur Thematik angepasst werden kann. Als Kennenlern-Spiel am Anfang des Schuljahres oder als Quizrunde, Fragerunde während dem Unterricht oder zum Schluss als Feedback-Runde. Für die Unterstufe muss es vereinfacht werden.











Feedback der einzelnen Teilnehmer:

Daniele:
Aus dem Vollen geschöpft. „ Wir haben es als Gruppe geschafft“.

Jeannine:
Die vorgestellten Methoden und Mind Map waren erfolgreich. Ein gutes Gleichgewicht zwischen Theorie und Praxis.

Conny:
Konnte es geniessen mitzumachen ohne etwas vorzubereiten. Die neuen Ideen und der besinnliche Teil taten gut.

Lisa:
Angenehmer Nachmittag. Viele Erfahrungen wurden ausgetauscht und neue Ideen von und für alle TN gesammelt.