16. Dezember 2010

Intervisionsgruppe in Hornussen am 16. Dezember 2010

Einstieg:
Geschichte: „Grossmutters Bleistift“ / Essener Kalender



Die Geschichte vom Bleistift

Der Junge sah zu, wie die Großmutter einen Brief schrieb. Irgendwann fragte     er:  „Schreibst du eine Geschichte, die uns passiert ist? Ist es vielleicht sogar eine Geschichte über mich?” Die Großmutter hielt inne, und mit einem Lächeln sagte sie zu ihrem Enkel: „Es stimmt, ich schreibe über dich. Aber wichtiger als die Worte ist der Bleistift, den ich benutze. Es wäre schön, du würdest einmal so wie er, wenn du groß bist.”
Der Junge schaute den Bleistift verwirrt an und konnte nichts Besonderes an ihm entdecken. „Aber er ist doch genau wie alle anderen Bleistifte!” „Es kommt darauf an, wie du die Dinge betrachtest. Der Bleistift hat fünf Eigenschaften, und wenn du es schaffst, sie dir zu Eigen zu machen, wirst du zu einem Menschen, der in Frieden mit der Welt lebt.”

Die erste Eigenschaft: du kannst große Dinge tun, solltest aber nie vergessen, dass es eine Hand gibt, die deine Schritte lenkt. Diese Hand nennen wir Gott, und Er soll dich immer Seinem Willen entsprechend führen.

Die zweite Eigenschaft: Manchmal muss ich das Schreiben unterbrechen und den Anspitzer benutzen. Dadurch leidet der Stift ein wenig, aber hinterher ist er wieder spitz. Also lerne, hin und wieder Schmerzen zu ertragen, denn sie werden dich zu einem besseren Menschen machen.

Die dritte Eigenschaft: Damit wir Fehler ausmerzen können, ist der Bleistift mit einem Radiergummi ausgestattet. Du musst begreifen, dass Korrigieren nichts Schlechtes, sondern dringend erforderlich ist, damit wir auf dem rechten Weg bleiben.

Die vierte Eigenschaft: Worauf es beim Bleistift ankommt, ist nicht das Holz oder seine äußere Form, sondern die Graphitmine, die in ihm drinsteckt. Also achte immer auf das, was in dir vorgeht.

Schließlich die fünfte Eigenschaft
 des Bleistifts: Er hinterlässt immer eine Spur. Auch du musst wissen, dass alles, was du im Leben tust, Spuren hinterlässt, und daher versuchen, was du gerade tust, ganz bewusst zu machen.




Plenum:
Geschichte könnte zu einem Elternabend passen oder Versöhnungsfeier.

Mitteilungen:
Conny hat einen Blogg eingerichtet www.religionsunterrich.blogger.com. Er wird auf Wunsch der Teilnehmer privat geführt. Auf dem Blogg sind sämtliche Protokolle und Präsentationen der Intervisionsgruppe.

Am 10.1.2011 fragen wir Winfried ob die Unterlagen im Blogg reichen oder diese in Papierform abgegeben werden müssen.

Von der Intervisionsgruppe vom 21.6 lesen wir ein Flipchart. Es ergibt folgenden
Diskussionsstoff:

Rein reden / untereinander reden
- Muss unterschieden werden ob es ein sinnloses Reinreden ist oder ob es einen
  Hintergrund hat z.B. dem Kind liegt etwas auf dem Herzen.
- Für Gute Diskussionen oder Konfliktlösungen sollte man sich, wenn möglich,
  während der Lektion Zeit dazu geben.
- Regeln einhalten z.B. Aufstrecken, warten.
- Kinder welche sich nicht oder sich selten mitteilen, nicht vergessen.
- Kinder welche reinreden oder vor sich hin träumen, auffordern sich am Unterricht zu
  beteiligen mittels Fragestellung zum Thema
- Wenn Kinder untereinander über das Thema sprechen – sie auffordern es allen
  Mitzuteilen.


Kind steht auf dem Stuhl
- Falls die Kinder Drang verspüren auf die Stühle zu steigen könnte man eine Lektion
  planen indem die Kinder auf die Stühle steigen dürfen z.B. Spiel oder etwas mit
  Gefühle zeigen sich gross machen.
- Das Problem im Unterricht integrieren das nimmt den Reiz.
  

Abschweifen / Abgelenkt / Träumerei /
- Reiz im Zimmer z.B. in einer Bibliothek die Kinder sind abgelenkt.
  Am Anfang oder Ende der Lektion die Bücher zeigen oder selber stöbern lassen.
- Wenn die Kinder mit der Arbeit fertig sind und andere noch nicht, vor allem in den
  letzten Minuten des Unterrichts, kann es zu Unruhe führen.
  Weitere Arbeiten verteilen oder zusätzliche Rätsel vorbereiten damit sie beschäftigt
  sind.
- Vor dem Fenster laufen bekannte Kinder vorbei, das kann zu Ablenkung führen.
  Es gibt fast keine Möglichkeit dies zu unterdrücken. Der Reiz vergeht mit der Zeit.
- Hunger kann ablenken. Vor der Mittagszeit, in der Nähe vom Mittagstisch,
  schmecken die Kinder das Essen und können sich dabei ablenken lassen.
  Man darf nicht immer Essen verteilen. Am besten nicht darauf eingehen und die
  Kinder versuchen abzulenken

Langweilig / Unruhe / Überforderung
- Wenn ein Spiel die Kinder überfordert oder unterfordert kann es langweilig werden.
- Wenn die 1. und 2. Klasse zusammen unterrichtet werden, kann das Warten auf die
  1. Klässler  bis sie einen Text vollständig gelesen haben, langweilig werden.
- Kinder können unruhig werden weil sie unbedingt etwas vorlesen möchten. Diese
  wenn möglich lesen lassen
- Langweilige Lektionen können zum Einschlafen führen.
  Lektion anders gestalten!
- Bei Langeweile während einer Geschichte, diese abkürzen.
- Achten ob es eine Provokation ist.
- Es kann mal auch eine Stunde „in die Hosen gehen“.
  Zum Schluss Feedback einholen und sich überlegen was man ändern kann.

Chaos
- Unterscheiden was gutes Chaos während einem Spiel entsteht oder einem
  allgemeinen Chaos. Beim Spiel trotzdem Grenzen setzen und wenn nötig das Spiel
  abbrechen.

Unterrichtsverweigerung
- Abschreckende Massnahmen einführen z.B. 3 Verwarnungen und dann abschreiben lassen
Mögliche Gründe dafür:
- Wenn die Kinder die Lehrer vergleichen.
- Wenn es langweilig wird.
- Wenn vorher etwas geschehen ist.






2. Teil





Unterrichtsstörungen und Disziplin - Wie komme ich mit Schülern klar?

Definition – Unterrichtsstörung

§ Unterrichtsstörungen sind Ereignisse, die den Lehr-Lern-Prozess beeinträchtigen, unterbrechen oder
unmöglich machen.
§ Unterrichtsstörungen sind aufgrund der vielfältigen Widersprüche in der Schulpraxis
unausweichliche und bis zu einem gewissen Grad normale Begleiterscheinungen von Unterricht

Hilfreiche Grundeinstellungen

§ Störungsfreier Unterricht ist eine didaktische Fiktion
§ Keine Pathologisierung störenden Schülerverhaltens
§ Systemische Sichtweise einnehmen:
- Schüler und Lehrer bilden ein soziales System
- Jedes Mitglied ist autonom handelnd und dafür verantwortlich
- Suche nach Zusammenhängen, nicht Suche nach Schuldigen
- Schüler wie Lehrer stören den Unterricht
§ Schüler leben in einer anderen Welt und verfolgen andere Ziele
§ Die formale Machtbasis untergräbt die natürliche Autorität von Lehrern
§ Reaktive Strategien alleine reichen nicht
§ Erfolgreiches Klassenmanagment steht und fällt mit der Prävention
§ Suche nach Zusammenhängen, nicht Suche nach Schuldigen
§ Lehrer hat keine neutrale Haltung: Ich trete als Anwalt des Arbeitsprozesses auf und vertrete mein
Interesse einer wertschätzenden Kooperation, wenn nötig auch mit emotionalem Nachdruck.
§ Trainierbare Fähigkeiten: Gelassenheit und Intuition

Hilfreiche Empfehlungen

§ Störungen nicht persönlich nehmen
§ Das Problem klein halten
§ Machtkämpfe vermeiden
§ Beschreiben statt kommentieren
§ Nicht Bewährtes sein lassen

Nachdenkenswert

§ Solange eine Lehrkraft mit ihren drei Ns (Normen, Nerven und Neigungen) über eine
Unterrichtsstörung befindet, herrscht Willkür
§ Solange Lehrer und Schüler von ihrer Person her festlegen, was eine Unterrichtsstörung ist,
schaffen sie Konflikte, die nicht sein müssen: Grabenkriege, Regelungen haben dann den
Charakter von Sieg oder Kapitulation
§ Aber wenn sich alle Beteiligten fragen, ob ein bestimmtes Verhalten wirklich die Unterrichtsarbeit
stört, können sie auf eine neue Ebene gelangen und eine für alle befriedigende Lösung sichtbar
machen
§ Solange der unterrichtliche Kommunikationsprozess erfolgreich ist, also Lehren und Lernen in ihm
möglich sind, können auffällige Verhaltensweisen nicht als Unterrichtsstörung bezeichnet werden

Unterrichtsstörungen durch Schüler
Schüler …
§ schwätzen, sind vorlaut, rufen in die Klasse (verbales Störverhalten)
§ sind unaufmerksam, geistig abwesend, desinteressiert (mangelnder Lerneifer)
§ zappeln, kippeln, laufen herum (motorische Unruhe)
§ reagieren wütend, beleidigend, gewalttätig (aggressives Verhalten)

Unterrichtsstörungen durch den Lehrer
Der Lehrer …
§ erklärt schlecht
§ hat keine Struktur
§ ist nicht vorbereitet
§ ist ungeduldig, missmutig, uninteressiert
§ verhält sich inkonsequent
§ lässt zu viel durchgehen
§ achtet nicht auf die Vorgänge in der Klasse
§ tigert vor der Klasse hin und her
§ spricht zu lange und zu monoton
§ hat einen ironischen Unterton
§ bevorzugt bzw. benachteiligt bestimmte Schüler


  
Anhang 3 (im Blogg)
Power Point Präsentation „Umgang im Unterricht“


Anhang 4 (im Blogg)
Power Point Präsentation „Körpersprache“.
Reflexion: Welche Körpersprache habe ich?

Viele dieser Gesten machen wir spontan, ohne uns dabei Gedanken zu machen.
Uns wurde bewusst, dass wir auf die Körpersprache achten müssen. Dies sagt viel mehr als Worte.
Mit der Einstellung des Lehres fängt es an. Eine gute Einstellung zu den Schülern, bewirkt eine andere Körperstellung und eine angenehmere Lektion.

Zum Schluss hat jedes ein Teil eines Bilderbuchs vorgelesen. Die Anderen haben aufmerksam zugehört und sich auf die Erzählerin geachtet.
Geschichten sollen ausdrucksvoll und spannend erzählt werden. Lesen ohne Vorbereitung kann langweilig wirken. Auch hier kommt Körpersprache zum Ausdruck.

Fazit:
- Viel gelernt, jetzt Erfahrung sammeln im Schulalltag.
- Mut haben Umzusetzen und Fehler zu machen.
- Es gibt kein störungsfreien Unterricht.
- Störung ist subjektiv.

Feedback:
Daniele:
Würde gerne mal ein Rollenspiel durchführen – Wird geplant evtl. auf den 10.1.11, auf jeden Fall werden praktische Beispiele vorkommen. Das Thema Störung ist durchgearbeitet worden, wir nehmen uns für das nächste Jahr etwas Neues vor.

Jeannine:
Der Austausch untereinander hat ihr gut gefallen.

Conny:
Wichtig ist miteinander zu sprechen. Die Diskussionen waren sehr anregend.

Lisa:
Konnte sich jetzt durch die gesammelten Erfahrungen in der eigenen Klasse, besser einbringen. Wir haben viel von einander profitiert.

Alle finden: es war dieses Mal am Besten und sind mit dem Lernen zufrieden. Das 1. Mal wäre ein Rollenspiel etwas zu früh gewesen. Wir sind jetzt alle glücklich die Anfangsprobleme überwunden zu haben. Wir kennen uns jetzt besser und sind offen für Neues.

Thema Januar 2011:
Spiritualität und Rituale
Nächstes Treffen 10.01.2011: Jeder nimmt eigene Ideen zum ausgewählten Thema mit und stellt es vor z.B. Buch, Methode oder Erfahrungen evtl. mit Praxisbeispiele.

Gedicht von Jeannine zum Thema Spuren

Spuren im Sand
Eines Nachts hatte ich einen Traum:
Ich ging am Meer entlang mit meinem Herrn.
Vor dem dunklen Nachthimmel erstrahlten,
Streiflichtern gleich, Bilder aus meinem Leben.
Und jedesmal sah ich zwei Fußspuren im Sand,
meine eigene und die meines Herrn.
Als das letzte Bild an meinen Augen vorübergezogen
war, blickte ich zurück. Ich erschrak, als ich entdeckte,
daß an vielen Stellen meines Lebensweges nur eine Spur
zu sehen war. Und das waren gerade die schwersten
Zeiten meines Lebens.

Besorgt fragte ich den Herrn:
"Herr, als ich anfing, dir nachzufolgen, da hast du
mir versprochen, auf allen Wegen bei mir zu sein.
Aber jetzt entdecke ich, daß in den schwersten Zeiten
meines Lebens nur eine Spur im Sand zu sehen ist.
Warum hast du mich allein gelassen, als ich dich am
meisten brauchte?"

Da antwortete er:
"Mein liebes Kind, ich liebe dich und werde dich nie
allein lassen, erst recht nicht in Nöten und Schwierigkeiten.
Dort wo du nur eine Spur gesehen hast,
da habe ich dich getragen."